Gefängnisinsassen, die das Gitter von ihrem Fenster feilen, um anschliessend eine Grillfete zu organisieren. Im Ernst?
Ein Bild dafür, wie wir hier in dieser Gegend Freiheit handhaben. In der Politik, bei der Arbeit, in der Schule, in unseren Beziehungen.
Sind die Gitter erst einmal weg, sind wir zufrieden. Projekt abgeschlossen. Wir feiern. Das Ziel ist nicht frei zu werden, unabhängig, autonom, selbstbestimmt. Die freie Sicht reicht schon – und Freiheit selbst ist längst pädagogisch geworden: „Wie ich lerne, ein Gitter zu zersägen.“
Anschliessend feiern wir. Nicht weil wir frei sind, sondern um uns etwas Gutes zu tun. Um uns zu belohnen. Die einen mit Fleisch, die anderen vegetarisch, wieder andere vegan. Wir sind da ganz frei.
Sind wir das?
Denn mal ehrlich: Es reicht doch auch, sich der Möglichkeiten bewusst zu sein, die mann und frau sich geschaffen hat. Feilend. Es reicht um die Möglichkeiten zu wissen. Sie ganz bewusst zu geniessen!
Das freie Fenster genügt: Jederzeit gehen zu können. Die Alternativen zu haben ermöglicht zu bleiben. Nicht eingesperrt zu sein ist die Errungenschaft.
Das neue Gefängnis.
Möglich wurde diese Neukomposition dadurch, dass in unserer Gegend die Kämpfe gegen Unterdrückung längst gekämpft sind.
In den grossen Erzählungen (andere Baustelle) gibt es eine Befreiung, die in die Freiheit führt: durch das Schleifen der Rahmenbedingungen. In unserer Gegend ist die Freiheit eine Rahmenbedingung. Eine totale. Ein Kampf ist – wenn überhaupt – nur noch gegen die Freiheit möglich. Gegen ihre Risiken und Gefahren. Gegen ihre Zumutung.
Da machen wir lieber eine Grillfete. Und für die kämpfen wir auch – zur Not. Denn wir haben sie uns verdient. Mit Fleisch, vegetarisch und vegan.
Ausgefeilt.