Titelbild: nobile-blog.de
Im Moment lese ich wieder Eva Illouz: „Die Errettung der modernen Seele“ und finde dort Anklänge an Bourdieus „Habitus“, Gedanken zur Frage, wie wir gesellschaftliche Teilhabe organisieren; durch welche Fähigkeiten Menschen der Teilhabe mächtig werden – und durch welche Mechanismen sie davon ausgeschlossen werden.
Ich stolpere dabei über diesen Satz der Soziologin Karin Knorr Cetina:
Bei unserem derzeitigen Verständnis von Gesellschaft neigen wir dazu, Wissen als eine Komponente des ökonomischen, sozialen und politischen Lebens zu betrachten. Wir können dieses Verhältnis aber auch umkehren und das soziale, politische und ökonomische Leben als integralen Bestandteil einer bestimmten Wissenskultur verstehen. … Wissenskulturen haben echte politische, ökonomische und soziale Folgen, die in Bezug auf gesellschaftliche Strukturen und Interessen und das Wirtschaftswachstum nicht neutral sind.
Culture in Global Knowledge Societies, in: Marc Jacobs u. Nancy Weiss Hanrahan (Hg.), The Blackwell Companion to the Sociology of Culture, Oxford 2005, S. 74
… und ich denke: Sie bescheibt hier auch den Hintergrund, auf dem sich das größer werdende Missverständnis über unsere Vorstellungen von Wissen im Digital Age und unseren Umgang damit bildet, denn: Wir sind mittendrin, eine Wissenskultur zu formen, die auf der „Digitalen Spaltung“ aufbaut, deren Anschwellen ich in dieser Grafik beschreibe:

Je weniger ein Mensch bzw. eine Organisation über lebendiges, dynamisches, anpassungsfähiges Wissen darüber verfügt, worum es sich bei eine „Kultur der Digitalität“ (siehe hierzu auch Felix Stalder) handelt, wie er und sie die mitgestaltet, wie sie in dieser Kultur ihren Platz finde, in ihr eine Identität ausbildet, wie sie erfolgreich kommuniziert, Netzwerke bildet, kuratiert, qualifiziert, umso stärker schließt sich dieser Mensch, schließt sich eine Organisation selber aus diesen Prozessen aus – und damit schneiden sie sich von der Teilhabe ab.
Diese Digitale Spaltung ist ein schwer durchschaubarer und zugleich folgenschwerer Prozess, der viel zu viele Menschen quer durch alle „Schichten“ von Bevölkerung hindurch von einer unumkehrbaren und nahezu vollzogenen Entwicklung ausschließt. Die Digitale Spaltung vergrößert sich derzeit in hohem Tempo und weitet sich aus auf alle gesellschaftlichen Bereiche.
Dramatische Ausmaße nimmt für mich derzeit das Tempo an, in dem sich diese Spaltung vollzieht, weil Schule und alle weiteren Bildungsinstitutionen durch ihre Weigerung, den Systemwechsel zu ermöglichen, diese Spaltung systematisch vorantreiben.
Derzeit vergrößert sich in einem Affenzahn der Abstand zwischen
- den kulturellen Praktiken, die mit einer Kultur der Digitalität einhergehen,
- dem Wissen, das zum aktiven Verstehen und Gestalten dieser Praktiken vorhanden und notwendig ist,
- dem Zugang zu Informationen, die das Gerüst bzw. Netz einer Kultur der Digitalität bilden,
- dem Bündel an Fähigkeiten, das es für diesen Zugang und die entsprechende kulturelle Praktik im Umgang damit braucht,
- dem selbstverständlichen Umgang mit den neuen Praktiken von Interaktion, Kommunikation, Kollaboration und Wissensproduktion
und dem, was Schule und alle nachfolgenden Bildungsinstitutionen tun.
Schule und Bildung sorgen durch die konsequente Verweigerung eines Systemwechsels dafür, dass jungen Menschen Tag für Tag der Zugang zu und der selbstverständliche Umgang mit einer Kultur der Digitalität verwehrt bleibt.
Die für eine erfolgreiche Teilhabe an der neuen Kultur notwendigen Fähigkeiten, Mindsets, Einsichten und Sichtweisen bleiben aus der Schulbildung ausgeschlossen, was dazu führt, dass – bedingt durch die kulturellen Praktiken von Schule – ganze Generationen ausgeschlossen bleiben von der Teilhabe an der Kultur der Digitalität.

Wir schaffen uns da gerade – ähnlich wie beim Klima – eine der schlechtesten Ausgangslagen für die Gestaltung menschlichen Lebens in sozialen Kontexten. Wir erzeugen ganz neue Formen von „Ausschluss“, von versagter Teilhabe, von Unbildung, von Prekariat.
Digitale Spaltung ist also nicht bloß unser gegenwärtig größtes Problem in Bildung und Schule – sondern zukünftig das Problem, das wir uns heute durch Schule und Bildung aufhalsen.
Grundsätzlich finde ich die digitale Lernwelt ja praktisch, schädigend ist das wireless und da sollte die Schule mal mit gutem Beispiel voran gehen und alles verkabeln….dann bekommt man für seinen Input nicht mal von der Erziehungsdirektion eine digitale Antwort ….die Schulen schädigen UNSERE Kinder sprich eure Zukunft, da sage ich bewusst nein Danke und euch digitalen Menschen sage ich geht und kauft ein stück Land und macht es urbar und pflanzt erst mal euer Korn an und dann schaut wo die Hefe wächst und wo ihr Salz herbekommt und dann reisst zu Fuss zum Himalaya meinetwegen, um das Salz zu besorgen und dann ist euer Leben dchon bald vorbei, ohne digi…. viel Spass beim digitalen denken, weitweg von der Realität…..
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