
Wann und wodurch bin ich „erfolgreich“ als Bildungsanbieter? Was für ein schreckliches Wort: „Bildungsanbieter“. Bildung kann ja nicht angeboten werden. Sie kann nur wachsen in der dynamischen Auseinandersetzung mit ständig sich wandelnden Umweltbedingungen. Also wie zu der Zeit, als es noch keine Bildungsanbieter gab, und die Menschen sich ungehindert selber bilden konnten. Wenn denn Zeit blieb. Heute bleibt auch keine Zeit mehr für Bildung. Neben Schule und Job und Konsum.
Was ist denn „erfolgreiche Bildung“ in einem digitalisierten Zeitalter, in dem alles, was bisher in dinosaurischen Institutionen reproduziert wird, ganz anders und nahezu kostenlos angeboten wird, exactly tailored to the needs of customers, die gar keine mehr sind? Maximal dynamisch und anpassungsfähig an die volatilen Entwicklungen. In einer Zeit, in der sich jede und jeder hier und sofort mit anderen zusammen ohne Ende bilden kann? Wenn er oder sie wirklich will, und Schule, Arbeit und Konsum ihm und ihr noch Raum und Zeit und Kraft dafür lassen!
Erfolgreich sind Lernformen, die immer schon erfolgreich waren, vor allem außerhalb des schulisch verengten Lernens. Erfolgreich sind Formen, die das Wissensvermittungsparadigma hinter sich gelassen haben oder gar nicht erst kennen. Erfolgreiches Lernen beginnt dort und in dem Moment, wenn dieses Paradigma aus den Köpfen der Lernenden verschwunden ist oder gar nicht erst dort angekommen. Dann und erst dann brauchen sie, brauchen wir keine Lehrenden mehr. Und keine Pädagogik, keine Didaktik, keine Diplome und Staatsexamen. Es gibt dann auch keinen Lehrermangel mehr, weil es Mangel ja nur von etwas geben kann, das (vermeintlich) gebraucht wird.
Dann können und werden wir wieder anfangen zu lernen. Wenn die „Rollen“ verschwunden sind, in die wir uns heute noch schicken: Schüler und Lehrer, Dozent und Student.
Erfolgreich sind Lernformate, die ganz selbstverständlich kollaborativ unterwegs sind: alle in einer Mannschaft, selbstorganisiert und ohne verlangsamende bis lähmende Hierarchien, Fächer, Noten, Prüfungen, Zertifikate, Fächer, Curricula, Stunden- und Modulpläne. Erfolgreich ist Lernen überall dort, wo zwei oder drei sich zusammentun, um etwas zu tun. Zur Rettung unseres Klimas etwa. Und dann lernen sie es. Endlich. Erfolgreich sind Lernen und Bildung dort, wo sie das Institutionalisierte hinter sich gelassen haben, wo sie auf die dezentralen Netzwerke des Wissens und der Kompetenz zugreifen. Dann explodiert Lernen. Das kann das Bildungssystem nicht wollen. Verständlicherweise.
Aber dann sind Bildung und Lernen erfolgreich: gegenwartsrelevant, zukunftsproduzierend, lustvoll, befähigend, Räume eröffnend, Menschen zusammenbringend, Lösungen erfindend. Das sind die Erkennungszeichen.
Dann ist Lernen keine Reproduktion des Status Quo mehr sondern eine Form von Zukunft. Spielerisch und hoch kompetent, wie das Bild von Quint Buchholz zeigt.
Und ganz ohne Musiklehrer.
Hier die ersten Schritte: https://learnflow.city/2017/08/21/bildung-in-der-digitalen-zukunft-jetzt-wirds-ganz-konkret/
Titelfoto: Quint Bucholz