Der Sinn des Lebens: Dem Leben einen Sinn zu geben

Im Internet habe ich den Spruch gelesen: Der Sinn des Lebens ist es, dem Leben einen Sinn zu geben. Der besteht nun aber nicht darin, es den Tieren gleich zu tun mit Nestbau, Fortpflanzung und Revierverteidigung. Bei uns Menschen beginnt die Sinnarbeit ja erst in dem Moment, in dem die Versorgerlage geklärt und gesichert ist. Ab dann wird’s interessant!

Wir haben derzeit nicht das Problem, dass wir uns zu sehr für uns selbst und zu wenig für andere und die Mitwelt interessieren. Wir interessieren uns schlicht für unsere Versorgung, für unsere Sicherheit und dafür, dass sich im Hintergrund alles so anfühlt wie immer. Für uns selbst interessieren wir uns damit aber nicht. Im Gegenteil.

Wir interessieren uns für etwas, das mit uns zu tun hat, so wie Tiere Nester bauen und Nahrung anschaffen, ihre Reviere verteidigen und ihren Nachwuchs schützen. Wir rackern uns ab um für spätere Zeiten etwas auf die Seite zu bringen wie Vierbeiner Wintervorräte anschaffen. Dem gilt unser Interesse.

Im Internet habe ich den Spruch gelesen: Der Sinn des Lebens ist es, dem Leben einen Sinn zu geben. Der besteht nun aber nicht darin, es den Tieren gleich zu tun mit Nestbau, Fortpflanzung und Revierverteidigung. Bei uns Menschen beginnt die Sinnarbeit ja erst in dem Moment, in dem die Versorgerlage geklärt und gesichert ist. Dann wird’s interessant!

Dann öffnet sich ein Horizont an Möglichkeiten, der sich nicht mehr pausenlos mit der Notwendigkeit und der Gefahr auseinandersetzen muss, Fressen anzuschaffen oder gefressen zu werden.

Dann entsteht ein Raum der Möglichkeiten, der auch schon als „conditio humana“ bezeichnet wurde: frei zu gestaltende Zeit, das zweckfreie Spiel, die Muße, das Moment des Ästhetischen, das sich in den Künsten artikuliert, aber auch die Langeweile. Das Herausragen aus den unerbittlichen Abläufen der Natur, aus dem „so und nicht anders“ genetischer Programme. Eine Vielfalt, die aus bewusstem Handeln und Gestalten folgt, aus Entscheiden und Verantworten. Alles jederzeit verbunden mit dem Wissen um die eigene Endlichkeit.

Diese Phänomene sind es, die einen Menschen mit seinen und ihren Mitmenschen verbinden – jenseits instinkthafter Bedürftigkeit. Das macht den Menschen aus. Es führt ihn und sie über das Wesen seiner und ihrer tierischen Mitwelt hinaus, ohne die Verbindung mit ihr zu verlieren.

Wenn also jemand anfängt, sich für sich selbst zu interessieren, dann fängt er und sie damit an, sich für den Kosmos dieser Möglichkeiten zu interessieren, der jenseits einer Selbstbezüglichkeit liegt, gegen die wir keine Macht und die wir bloß zu vollziehen hätten.

Deshalb vermute ich: Wir sind im Moment nicht zu viele Menschen, die nur an sich selber denken, sondern eigentlich an alles andere. Wir kennen den Geschmack von Menschsein jenseits von Versorgung und Sicherheit nicht. Denn täten wir das, dann würden wir uns unmittelbar in einer Gemeinschaft von Mitmenschen wiederfinden, denen pausenlos wie Schuppen von den Augen fällt, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind, wenn wir dem Leben einen Sinn geben wollen – jenseits von fressen und gefressen werden, von Absicherung, Abgrenzung, materieller Anhäufung.

Es gibt dazu ein aktuelles Buch: „Im Grunde gut“ – von Rutger Bregman. Er reflektiert dieses Phänomen auf historischem Weg und zeigt Stück für Stück auf, welche Möglichkeiten der Kooperation in uns stecken – über alle jene Grenzen hinweg, die wir uns, aus welchen Gründen auch immer, täglich aufs Neue einfallen lassen.