Fotos: Christoph Schmitt
Ich möchte mit Menschen zusammen Bildungsarbeit machen, die jungen und anderen Leuten nicht ihr Ding aufdrücken sondern neugierig sind auf das, was andere Menschen zu sagen und zu geben haben. Bildungsarbeit machen mit Menschen, die lernen wollen im Gespräch mit anderen, nicht lehren. Menschen, die bei anderen nicht Neugier wecken wollen – die sich nicht anbiedern mit ihrem Motivationsbohai.
Ich möchte mit Menschen zusammen Bildungsarbeit machen, die ihr Bedürfnis nach Anerkennung nicht hinter einem „Angebot für junge Menschen“ verstecken und angepisst reagieren, wenn die das Angebotene nicht wollen; mit Menschen, die nicht Respekt für sich und ihren Beruf und für ihre Tätigkeit einfordern, sondern Respekt in die Welt bringen, indem sie ihn jenen geben, die dadurch zu Respektspersonen werden.

Ich möchte mit Menschen zusammen Bildungsarbeit machen, die den moralischen Trick hinter aller Pädagogik durchschauen – vor allem bei sich selbst: den tief verankerten Handel mit Dankbarkeit. Erziehung als Tauschgeschäft: Ich bringe dir was bei, dafür schuldest du mir Dankbarkeit.
Ich möchte mit Menschen Bildungsarbeit machen, die diese Korruptionskultur aus ihren Beziehungen entfernen. Wenn nötig jeden Tag aufs Neue. Mit Menschen, die in ihrem Selbstwerthaushalt nicht darauf angewiesen sind, dass junge oder irgendwelche Menschen ihnen Dankbarkeit zeigen und Bewunderung und Respekt, weil sie ihnen was beibringen, egal ob die Beschenkten damit etwas anfangen wollen oder können – oder nicht. Der junge Mensch, dessen Lehrer*in du sein willst, schuldet dir nichts, was du ihm oder ihr nicht zuerst schulden würdest.
Ich möchte in einer Atmosphäre ohne diese perverse, autoritäre Kultur Bildungsarbeit machen, damit junge und andere Menschen sich ihre Freiheit erarbeiten können! Damit Menschen sich selbst verpflichtet sein können. Ich möchte mich um mich selbst kümmern dürfen und meinen Selbstwert und meine Befriedigung nicht aus der Anerkennung durch Kinder und andere Lernende beziehen müssen, denn solange das so ist, missbrauche ich sie, um mich gebraucht und wichtig zu erleben.

Ich möchte mit Menschen zusammen Bildungsarbeit machen, die von der Freiheit gekostet haben. Die in ihr ruhen, sich nach ihr sehnen, von ihr leben – und die deshalb die beiden Imperative von Khalil Gibran leben: „Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen“, und: „Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.“