Was mit der Kirche stirbt

In meinem ersten Berufsleben war ich ein passionierter Theologe. Irgendwann war ich dann raus. Wegen Heterosexismus, Misogynie und Klerikalismus. Zu Beginn dieses Jahres hab ich nach langem Überlegen begonnen, mich wieder anzunähern. Habe Kontakt aufgenommen. Mich treibt nämlich die Frage um, ob mit dem Verschwinden von Kirche etwas verloren geht, das mich als Mensch ausmacht. Sicher bin ich mir da nicht. Und wenn ja: Womit wiege ich diesen Verlust dann auf?

Titelfoto: Sackgasse mit Gekreuzigtem. Paris 2013. Eigenes Foto

Ich sitze im Konstanzer Münster. Ich sehe mich um und erinnere mich an meinen Besuch mehrerer Kirchen zu Nürnberg in diesem Frühjahr. Sie sind so merkwürdig vollgestopft mit unzusammenhängenden Gegenständen, die wohl aus den im zweiten Weltkrieg zerbombten Gotteshäusern gerettet wurden. Es hat was von Abstellkammer.

Sie wissen nicht mehr wohin mit den ehemals heiligen, einst mit Bedeutung aufgeladenen Gegenständen, die in den aktuellen Settings allerdings nur noch selten so etwas in Gang bringen wie Liturgie, Ritual oder Erinnerung. Doch trennen können sie sich halt auch nicht davon. Darum sieht’s in diesen Kirchen ein bisschen aus wie bei Hempels unterm Sofa.

Menschen, deren Leben durch das Anhäufen von Dingen bestimmt wird und die … kaum noch Platz zum Leben finden, werden seit Ende der Neunzigerjahre als „Messies“ (…) bezeichnet.

Quelle: Messie-Syndrom. Löcher in der Seele stopfen.

Es will auch nicht so recht ein Museumscharakter entstehen. Die versammelten Gegenstände bleiben stumm. Sie erzählen immer weniger Menschen eine Geschichte, die immer weniger Menschen mit ihnen haben. Vielleicht passt deshalb eher der Begriff der

Asservatenkammer?

Denn für Wissende erzählt jedes Fresko und jeder Sarkophag auch etwas über die Verbrechen, die im Namen der Religion oder mit ihrer Hilfe begangen wurden. Auch für die Missbrauchten der jüngsten Vergangenheit gereicht der heilige Raum mit seinen Ecken, Winkeln und Sakristeien zum Erinnerungsraum.

Wann überhaupt und für wen verliert ein Ort, verliert ein Arrangement von Gegenständen die Macht, jene Assoziationen auszulösen, die Geknechtete mit ihm verbinden? Wann hört er auf, Bühnenbild für Ausbeutung zu sein? Zu diesem Zweck schleifen oder dem Erdboden gleichmachen können wir ihn ja auch nicht – aus Rache, oder um zu vergessen. Wir sind ja keine Barbaren. Zumindest nicht im eigenen Haus.

Schmucke Oldtimer

Also bleibt dem Heiligen Raum noch ein Oldtimer zu werden, dem der Motor ausgebaut wurde. Einstmals Staatskarosse, hochglanzpoliertes Transportmittel für gesellschaftstragende Erzählungen, ist er zum Spielzeugauto geworden. „Seinerzeit“ konntest du in eine stille Kirche sitzen im Wissen darum, dass jederzeit nur jemand den Zündschlüssel drehen musste, und die Heilige Show begann.

Doch ohne die Einbindung der Metaphysik in den Alltag und der des Alltags in die Ewigkeit ist das alles und im einzelnen nur noch Konserve. Vergleichbar dem, was sich die Apokalyptiker der Gegenwart an Dauerwurst einkellern – für den Fall. Mann weiss ja nie. Und so brennen auch hier in der Münsterkirche noch die kleinen Kerzen an den kleinen Altären. Sie kommen noch immer hierher, wenn sie nicht mehr weiter wissen, denn: vielleicht ist ja was dran. Doppelt hält besser.

Flohmarkt der entweihten Sehnsüchte

Es gab eine Zeit, da war eine Kirche ein heiliger Ort, wodurch es auch die Gegenstände wurden, die an ihm einen Platz bekamen. Sogar der Mensch konnte dort, im Raum des Heiligen, anders erscheinen. Als ein anderer. Eine andere. Der heilige Ort brachte nicht nur göttliche Eigenschaften „unter die Menschen“. Er machte auch im Menschen göttliche Dimensionen sichtbar – für die, die dazugehörten. Ohne Zugehörigkeit gab und gibt es ja bis heute nirgends eine Heimat. Erst die Zugehörigkeit zu einer Geschichte verleiht dir einen Platz in ihr, auch wenn es gar nicht um Heiliges geht; heute vielleicht eher um Profanes – wie z.B. den richtigen Pass zu haben.

In einer Kirche verleihen Ort und Raum jedenfalls keine Heiligkeit mehr. Der Subtext ist jetzt “Flohmarkt”. Der Wert der Gegenstände ist Verhandlungssache – mit denen, die zufällig vorbeikommen oder regelmässig.

Ein eucharistischer Kelch hatte einst die Kraft, Menschen in die Knie zu bringen. Heute stehen beide nur noch rum, und bizarr würde es erscheinen, wenn plötzlich jemand davor niederkniet. Der Ort adelt die Haltung – nicht umgekehrt. Nicht dass ich diese Geste des gebeugten Knies vermissen würde. Dennoch zeigte sie die Annahme einer höheren Macht an, nicht einer erhöhten – vor der wir wiederum nicht knien, sondern buckeln.

Und in wenigen Jahren wird das Wissen um all die ehemaligen Bedeutungen ganz verschwunden sein, weil die Menschen verschwunden sein werden, die sie kennen, kannten oder von ihnen erzählen können. Ausser eventuell die Museumsführerin.

Heilige Rumpelkammer (Foto AI generiert mit MS Bing)

Dann werden sie Bischofsmumien ausgraben wie heute jene der Pharaonen – und auch das Internet wird dieses Vergessen nicht aufhalten, denn selbst wenn es nichts vergisst, so setzt es dennoch jemanden voraus, der sucht, und es gibt bereits heute nur noch wenig Suchende, die hier durchlaufen. Durchs Basler oder Berner oder Konstanzer Münster.

Kirchen erlöschen eine nach der anderen, wie abgebrannte Kerzen an einem Christbaum, die nicht ersetzt werden sondern elektrifiziert, um dann ganz im Lichtsmog zu verschwinden. Ähnlich wie Pyramiden oder Tempel vor Jahrtausenden trocknen heute Kirchen aus. Jetzt sind die abendländischen Gotteshäuser dran. Der Draht ist gekappt. Was vorerst bleibt, ist die Aufgabe Papierblumen abzustauben statt Rosen zu züchten, wie der Schweizer Theologe Hans Küng einst traurig feststellte.

Die einen sagen: Das Heilige würde weiterziehen. Das Religiöse soll, so wird gemunkelt, ins Digitale abwandern (Joël Luc Cachelin: Der Internetgott). Aber was diesen Zug nicht mehr begleitet, ist die Metaphysik. Wir erschrecken nicht mehr vor dem Göttlichen, und damit auch nicht mehr vor dem Bösen, das wir tun. Wir erschrecken vor Spinnen.

Ich höre sagen, es sei gut, nicht mehr vor dem Göttlichen zu erschrecken, aber das Gegenteil ist eben auch wahr, weil das Göttliche einer Kultur Platz gemacht hat, die den Schrecken homöopathologisiert. Und nebenbei: Wir haben ja weder den Schrecken verloren noch das Erschrecken verlernt. Wir fürchten uns einfach vor dem falschen. Vor Veränderung etwa.

Vom Subjekt zum Objekt des Widerstands

Widerstand formiert sich heute nicht in Kirchen sondern gegen sie. Völlig zu Recht. Das letzte Mal, dass in Kirchen der Keim austrieb, das Böse zu besiegen, war wohl in der Nikolaikirche zu Leipzig – vor dem Untergang der DDR. Heute wird dort (wieder) über Paulus gepredigt – im Rahmen kurzer, hochkarätiger Orgelkonzerte. Individualisierte Wellness-Spiritualität. Ethisch komplett folgenlos.

Der Rest hängt an den Wänden und verblasst, während ausgerechnet der Grund, auf dem die Nikolaikirche steht, zu einem Nährboden für die Reinkarnation überwunden geglaubter Schrecken wird.

Die AfD in Sachsen ist laut Verfassungsschutz gesichert rechtsextremistisch – mit »unzweifelhaft« verfassungsfeindlichen Zielen. Nach Thüringen und Sachsen-Anhalt ist es der dritte Landesverband mit dieser Einstufung.

Quelle

Aus den heiligen Quellen tropft es derweil nur noch, und auch das Tropfen wird weniger. Nicht weil – wie früher – ein Klerus das Heil portioniert. Es ist einfach nichts mehr da. Die Formeln zünden nicht mehr, wie sie es bei Elija im Wettkampf mit der Prophetenkonkurrenz (1. Könige 18:20-40) noch taten. Die Flammen lodern woanders.

Wo um alles in der Welt sind zwei Jahrtausende abendländische Kultur hin? Abgetaucht in die Sackgasse der Klimakatatrophe? Wo steckt das genuin christliche Grundanliegen, den Menschen einerseits aus dem Dreck zu heben, ästhetisch, durch die Künste, durch Bildung: ihn, sie, und also sich selbst zu reflektieren? Unser Wesen, den Zweck, den Sinn. Ihm und ihr, also uns selbst den Spiegel zumindest zu reichen?

(Regarde le ciel … Foto: CS)

Auch wenn es am Ende nur eine an den Himmel projizierte Spiegelung ist, so hatte sie doch diese mythische Kraft, Einhalt zu gebieten. Den Halm nicht zu brechen und den glimmenden Docht nicht zu löschen.

Die Herrschenden und Besitzenden der Gegenwart haben keinen, der ihnen ins Ohr flüstert, wer sie in Wahrheit sind („Memento Mori!“). Sie dulden so jemanden nicht an ihrer Seite. So nahe.

Nicht dass ich die Kirche der Macht und der Männer vermisse. Da sei Gott vor! Die Kirche der Misogynen, der Homophoben, der Absegner, der Kinderschänder. Nicht das viele Leid, das sie hervorgebracht und gesegnet hat, und das ja nicht verschwindet, indem die Kirche verdorrt. Im Gegenteil.

Also müssen da doch noch andere Teufel am Werk sein als der eine, von dem sie immer sprachen.

Zukunft und Kirche

Ein junger Erwachsener meinte neulich während einer Diskussion über Gegenwart und Zukunft von Kirche: „Warum hängen sie alles an ihren Gottesdiensten auf? Das ist doch durch das Neue Testament gar nicht gedeckt. Da ging es um geteiltes Leben. Warum ist das heute umgekehrt?“

Die verbleibenden TheologInnen würden ihm wahrscheinlich erklären, wo er falsch liegt mit seiner Annahme, und dass der Gottesdienst die Grund- und Ausgangslage für alle anderen Formen kirchlicher Gemeinschaft sei.

Und tatsächlich: In meinen Gesprächen mit katholischen, kirchlichen Kaderleuten höre ich ausnahmslos, wie sie am Primat des Liturgischen festhalten. Pfarrei sei in erster Linie Gottesdienst. Damit verstellen sie sich den Blick auf die Genese neuer Aufgaben, Rollen und Funktionen in einer komplett säkularisierten und zugleich ästhetisierten Kultur:

Zum Beispiel konkrete, gelebte und handfeste Solidarität als das neue Alphabet von Kirche: Fehlanzeige. Das Entdecken, Hören, Wahrnehmen, welche Saiten im Menschen bei welchen Gelegenheiten gemeinsam in Schwingung geraten. Die entstehenden Töne deuten lernen. Das soldarische Bauen von Brücken über die endlosen Abgründe, an die uns das Leben schiebt. Gemeinschaft als Resonanzraum: Fehlanzeige.

Gottesdienst und Menschendienst hängen eben nicht „automatisch“ zusammen sondern nur dann, wenn dieser Zusammenhang tätig realisiert wird. Davon ist die Katholische Kirche derzeit weit entfernt.

Wenn der Mönch das Kloster verlässt um zu Gott zurückzufinden

Im Sommer 2022 treffe ich einen Pater der Benediktiner-Abtei Engelberg in der Schweiz. Er ist Rektor des klostereigenen Gymnasiums und engagiert mich für einen Impulstag der Schulleitung. Er selbst: ein hoch reflektierter Pädagoge, mit 48 Jahren einer der wenigen jungen Mönche der Abtei, verlässt das Kloster, um in Norddeutschland mit einer Hand voll weiterer Mönche in einer kleinen Community die eigene Berufung besser hören und leben zu können. Zu dick sind die alten, auf Hochglanz gebrachten Klostermauern in den Schweizer Bergen, um dort noch den Ruf in seiner Klarheit vernehmen zu können.

In den Gesprächen mit ihm erfahre ich auch, dass viele der wenigen verbliebenen Pfarrer „draussen in den Pfarreien“ nicht mehr an ihre Berufung rankommen. Es gehe nämlich vor allem noch um Versorgung der übrig Gebliebenen, um das mühsame Zusammenhalten längst abgestorbener Strukturen, um Administration.

Die immer noch als Mangel wahrgenommene Versorgung von Pfarreien mit Priestern steht nach wie vor im Mittelpunkt. Papierblumen abstauben statt Rosen züchten.

Sägen am eigenen Ast (Thomaskirche Leipzig. Foto: CS)

Wie sich das anfühlt, erlebe ich ganz konkret, als ich mit dem Personalverantwortlichen eines Schweizer Bistums über meine Idee ins Gespräch komme, noch einmal als Theologe in irgendeine Form kirchlicher Praxis einzusteigen. Er stellt Kontakte zu zwei Pfarreien her. Sie liegen vom Spektrum her weit auseinander: Hier eine Pfarrei in einer vom Tourismus geprägten Bergregion, dort eine Doppelpfarrei in der Bundeshauptstadt. Die Menschen, mit denen ich ins Gespräch komme, kennen meinen Lebenslauf. Sie wissen um meine Schwerpunkte. Und obwohl die beiden Pfarreien von ihrer Kultur her nicht weiter auseinander liegen könnten, dreht sich im Kontakt mit mir praktisch alles um die liturgische Versorgung, will heissen: das Angebot an Gottesdiensten zu unterschiedlichen Anlässen.

Innovation gehe nun einmal nur über die Abdeckung der traditionell liturgischen Grundversorgung – lässt mich der Personalverantwortliche wissen, als ich ihn darauf anspreche. Ich kann die hartnäckige und zugleich hilflose Sturheit mit Händen greifen.

Dann komme ich mit einer Frau ins Gespräch, die in einem anderen Schweizer Bistum intensiv in die Weiterentwicklung von Pfarreien involviert ist. Auch dort ist die katholische Kirche besonders stark vom „Auszug“ der Menschen betroffen, und vom Personalmangel in den eigenen Reihen. Das Geld schmilzt weg wie die Gletscher.

Auch von dieser Gesprächspartnerin erfahre ich, dass der Schwerpunkt dennoch weiterhin in der eher traditionellen Pfarreiarbeit liegen solle – ganz ungeachtet des rapiden Mitglieder- und Personalschwunds. Also:

Warum treibt mich die Idee von Kirche noch immer um?

Ich frage mich das oft. Zumal praktisch alle mit dem Kopf schütteln, Unverständnis zeigen, wenn ich die Vermutung äussere, dass Kirche nach wie vor für etwas steht, das nicht ersetzt werden kann, sondern nur verloren gehen.

Ich habe darauf nicht nur eine Antwort.

Für mich war das Theologiestudium in den Neunziger Jahren eine unglaubliche Bereicherung. Das anschliessende Doktorat eine wertvolle Auseinandersetzung, Vertiefung, Expedition. Ein Kampf ums Verstehen und verständlich Werden. Aus heutiger Sicht kann ich sagen: Dieses Studium hat mir die Welt geöffnet – und eine Tür zu mir selbst – über die Auseinandersetzung mit Kultur, vielfältigen Wegen des Denkens, über das Verstehen von Geschichte, über die Decodierung der biblischen Sprachen, über die architektonische und künstlerische Tradition, die sich in annähernd zwei Jahrtausenden widerspiegelt.

Zum anderen habe ich durch dieses Studium so unwahrscheinlich viel begriffen von der „Conditio Humana“, vom Menschsein. Nicht nur oder nicht einfach aus kirchlicher oder katholischer Perspektive, sondern viel weiter und offener – was wohl auch den Studienorten und ihrer Tradition geschuldet ist: Tübingen und Münster in Westfalen.

Und ich habe Kirche hin und wieder tatsächlich und konkret als tragende Gemeinschaft erlebt – ohne diese Erfahrung mit einem Missbrauch bezahlen zu müssen.

Nicht zuletzt verdanke ich meinem jüngst verstorbenen Doktorvater Gerfried W. Hunold, Franziskaner und Theologischer Ethiker, eine der für mich wichtigsten und mich zeitlebends leitenden Einsichten:

„Alles Gelingen lebt weiterhin aus dem Willen zu sich selbst.“

Das verbinde ich mit Kirche. Das vermisse ich allerorten in der Welt des 21. Jahrhunderts: Das vorbehaltlose „Ja“ zum Menschen, das ein ebensolches „Ja“ des Menschen zu sich selbst möglich macht.

Wohl deshalb spüre ich in mir nach wie vor die Hoffnung, es möge tatsächlich etwas dahinterstecken. Es möge nicht einfach nur fauler Zauber sein, für den keiner mehr zahlen mag.

Zieh dir was aus dem Sanctomat! (Seeburger See/Niedersachsen. Foto: CS)

Doch zugleich lasse ich den Gedanken zu, dass für einen Aufbruch die Kraft vielleicht nicht mehr reicht. Kirche ist total ausgemergelt. Für einen Aufbruch bräuchte sie andere Ressourcen als Geld, denn mit dem Geld, das sie noch hat, macht sie offenbar einfach weiter wie bisher.

Für den Aufbruch bräuchte sie einen Grund, der in einer Vision liegt.

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Autor: Christoph Schmitt

Bildungsaktivist | LinkedIn Top Voice | Colearner | TEDx Speaker | Bildungsdesigner | Bildungsethiker | systemischer Coach & Supervisor | Rituals Expert | Blogger | Nörgler | Ressourcenklempner. Ich unterstütze alles, was mit Aus- und Aufbrechen aus Beschulung zu tun hat. Für Jung UND Alt. Meine Kernkompetenz: Entwicklung ganzheitlich begleiten, moderieren, inspirieren.

3 Kommentare zu „Was mit der Kirche stirbt“

  1. Die Kirche hat ausgedient, da sie ihre Mythologie verloren hat. Sie wird nun in der neuen Klimakirche aufgehen , die das Glaubenscredo der nächsten Epoche bietet.

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  2. Ich habe von Kind her ein gespaltenes Verhältnis zu Kirche. Und zu Religionen mit zunehmendem Alter auch. Den Aderlass kann ich nachvollziehen. Du beschreibst die Entwicklungen einleuchtend, mit Kick ins Groteske. Und das passt. Nicht zum Niedergang, nein eher, wie niedergegangen wird. Sich schleichend, schleppend, austrocknend, unsichtbar werdend aus dem Leben verabschieden. Auflösen. Symbolhaft. Auch für andere Institutionen, die sich nicht mit den Menschen weiter entwickelt haben. Die Traditionen und Rituale so lange bedienen, bis sie in den Händen zerbröckeln. Der Kirche können Menschen einfach fernbleiben, der Schule nicht (so einfach).

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    1. Danke für deine Gedanken!
      Als Ethiker kreisen meine Gedanken immer wieder um das Phänomen der Verantwortung, in die ich gestellt bin, wenn ich führende und leitende Positionen und Funktionen innehabe: weil mein Handeln und Nichthandeln je nach Position enorme Konsequenzen hat (keine hat es ja nie), weil es ermöglicht oder blockiert. Handeln ist nie indifferent, weil es immer eine Intention hat. Deshalb kann die eigene Nicht- und Unentschiedenheit katastrophale Folgen haben – wenn ich in einer entsprechenden Position bin. Keine Entscheidung ist schlechter als eine nicht getroffene!
      Anders der Mainstream: Schon länger macht sich die Auffassung breit, dass „straffrei“ ausgeht, wer nichts tut – nicht handelt, im Sinne eines Eingreifens, das einen Unterschied machen würde. Selbstverständlich macht auch das Unterbinden und Verhindern einen Unterschied. Doch das Verhindern in Kirche, Schule, Politik, Unternehmen, kommt allerorten als Reflex daher, nicht als qualifizierte Tat.
      Die mächtigen Mimosen rutschen auf ihrer eigenen Verantwortung aus wie auf einer Bananenschale, die sie zuvor selber weggeworfen haben.
      Der Mitmensch kommt darin nicht mehr anders vor denn als Rechtfertigung des eigenen Versagens („Ja bin ich denn der Hüter meines Bruders?“)

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