Der Bericht einer Arbeitsgruppe am MIT zur digitalen Transformation der Höheren Bildung hat sowohl für die Ausbildung an Schule und Hochschule als auch für die berufliche Weiterbildung hohe Relevanz und gibt klare Orientierung.
Er fokussiert auf die Entwicklung und den Ausbau von vier Tätigkeitsbereichen bzw. Funktionen, die für eine erfolgreiche digitale Transformation unabdingbar sind:
- interdisciplinary collaboration
- online educational tools
- the „learning engineer“ als neues Berufsbild
- institutional & organizational change
Das folgende Chart zeigt, was im Einzelnen hinter den Empfehlungen konkret steckt:
ad 1: Interdisziplinäre Kollaboration meint eine fortlaufende, intensive Zusammenarbeit jener Berufe, die bisher zwar auch schon ihre wertvollen Beiträge an die Entwicklung von Bildung geleistet haben – dies aber mehr oder weniger unverbunden. Der Bericht des MIT fordert jetzt, dass die SozialwissenschaftlerInnen, Researchers, PsychologInnen und Neurowissenschaftler ihre Erkenntnisse kollaborativ vernetzen, um
- den Einfluss von Bildung auf soziale Systeme
- die Kultur pädagogischen Alltagshandelns und die Strukturen, die dem „classroom-learning“ zugrunde liegen
- die Erkenntnisse aus den empirischen Untersuchungen menschlichen Verhaltens
- die Erkenntnisse über neuronale Grundlagen des Lernens
in ein gemeinsames „framework“ zu integrieren. Den Vorteil sehen die AutorInnen der Studie darin, durch einen gemeinsamen Fokus der an Bildung beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen die Bedingungen und Folgen des Wandels klarer und auch ertragreicher zu fokussieren.
ad 2: Unter online technologies der Zukunft fasst der Bericht Technologien (gemeint sind nicht bloße Techniken) zusammen, die er als „education enabler“ im Sinne eines dynamischen (beweglichen, anpassungsfähigen) digitalen Rahmenangebots („scaffold“) versteht. Hierzu gehören
- customizing learning: Werkzeuge, die das Lernen an die Möglichkeiten und Bedürfnisse der Lernenden anpassen (customizing, personalizing)
- remote collaboration: projekt-, ergebnis- und kompetenzbasiertes, kooperatives Lernen über räumliche Grenzen hinweg
- just-in-time-scenarios als Reaktion auf die Anliegen des bedarfsorientierten Lernens („on demand“)
- continous assessment im Sinne fortlaufender Möglichkeiten, die Fortschritte eigenen und kollaborativen Lernens selbstgesteuert zu messen und in die Lernprozesse zurück zu speisen
- blended learning (as a matter of fact)
ad 3: Die Neue Profession des „learning engineer“. Hier entsteht ein neues Berufsbild. Eine, Profession, die in den oben genannten, vier Arbeitsfeldern bewegungs- und sprachfähig ist, die tenchnologie-affin und kompetent ist, die die Brücken bildet zwischen den „fields of education“, die einen starken Dienstleistungscharakter hat: to „help teachers teach und learners learn“. Es lohnt sich ein Blick auf die „Stellenbeschreibung“ dieses neuen Berufes in der Studie selbst (Link im Header).
ad 4: Nicht zuletzt fordert der Bericht eine bestimmte Form des „institutional and organizational change“, der nur mit systemischen Methoden und Haltungen machbar sein wird. eine Form der Organisationsentwicklung von Bildungseinrichtungen, die aus sich heraus die „change agents“ hervorbringt und auf kollaborativen Wegen neue „role models“ generiert. Keine Einzelkämpfer mit Leuchtturmfunktion, sondern im Sinne des neuen Führungs- und Arbeitsmodells des holacracy movements.
Erfolgreiche – und das meint vor allem rentable, weil nachhaltige – Bildungsangebote fokussieren also nicht in erster Linie auf Digitale Tools und Gadgets. Sie fokussieren auf ein ganzes Bündel von Fragen, die vor allem die Entwicklung einer digitalen Organisationskultur betreffen, wie ich im folgenden Chart aufgeschlüsselt habe:
Ein Gedanke zu „Was zeichnet die Marktfähigkeit von Bildungsangeboten im Digital Age aus?“