Ohne Lehrpersonen keine Schule

Der demographisch bedingte Fachkräftemangel wird die Schulen besonders hart treffen bis zu Beginn der 30er-Jahre. Die Pensionierungswelle wird in den Schulen in den nächsten Jahren besonders hoch ausfallen, weil hier überdurchschnittlich viele Angehörige der “Boomer-Jahrgänge” beschäftigt sind.

Die Konkurrenz um Arbeitskräfte

Gleichzeitig steht Schule als Arbeitgeberin in einem realen Konkurrenzkampf nicht nur und nicht erst um Arbeitskräfte, sondern zuvor schon auf dem Ausbildungsmarkt: Die Attraktivität des Lehrberufs macht sich ja nicht erst am Arbeitsplatz Schule fest, sondern bereits früher in der Art der Ausbildung.

Es geht also – wie in anderen Branchen auch – nicht einfach darum, “genügend junge Leute” aus diesem immer kleiner werdenden Kuchen für sich zu ergattern. Es geht zuerst um die Frage – wie in allen anderen Bereichen in Gesellschaft und Ökonomie auch:

Welche Berufs-Profile werden in Zukunft im Bildungsbereich z.B. der Volksschule benötigt, und wie kann bereits die Ausbildungsphase so gestaltet werden, dass sie als sinnvoll erlebt wird, und dass sie tatsächlich befähigt für einen Beruf, der den Anforderungen an Bildungsarbeit mit jungen Menschen im zweiten Drittel des 21. Jahrhunderts gerecht wird?

  • Was ist und was tut zeitgemässe Schule in den nächsten zehn bis 20 Jahren?
  • Was brauchen ihre Klient:innen und wie richtet sich Schule deshalb aus?

Erst anhand der Antworten auf solche Fragen lässt sich aufzeigen, welche wie ausgebildete Mitarbeitenden mit welchen Haltungen Schule dafür braucht, und wie sie diese ausbildet.

So kann zumindest von der Anbieterseite her gewährleistet werden, dass die immer weniger werdenden jungen Menschen, die auf den Arbeitsmarkt kommen, sich ein zutreffendes Bild von “Schule als Arbeitsort und Arbeitgeberin“ machen können.

Die Schüler:innen von heute und die Lehrpersonen von morgen

Nicht zu vernachlässigen ist dabei: Die “Lehrpersonen der Zukunft” gehen ja bereits heute zur Schule und werden dort geprägt in ihrem grundsätzlichen Bild und Verständnis von Schule.

Aktuell gibt es Stimmen, die sagen, dass auch die gegenwärtige Schule nicht mehr zeitgemäss sei.

Womöglich brauchen wir also schon heute Massnahmen in der Schulentwicklung, die relativ kurzfristig greifen, um Schule in die Gegenwart zu bringen.

Ansonsten stehen wir weiterhin vor dem Problem, dass alle jungen Menschen in unserer Gesellschaft in einem Schulsystem geprägt werden, das die Grundzüge aus dem 19. und 20. Jahrhundert trägt, wodurch sie dieses Grundverständnis von Schule und Bildung verinnerlichen.

Jene, die sich dann entscheiden, einen Beruf als Lehrperson zu ergreifen, stehen dann vor der Herausforderung, erst einmal diese fest verankerte Prägung durch die eigene Schulzeit als Kind und Jugendliche zu verlernen, statt bereits am eigenen Leib ein Design von Bildungsarbeit erlebt zu haben, das im 21. Jahrhundert angekommen ist.

Es gibt einiges zu tun.

Quelle

(Titelbild: ChatGPT)

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Autor: Christoph Schmitt

Bildungsaktivist | LinkedIn Top Voice | Colearner | TEDx Speaker | Bildungsdesigner | Bildungsethiker | systemischer Coach & Supervisor | Rituals Expert | Blogger | Nörgler | Ressourcenklempner. Ich unterstütze alles, was mit Aus- und Aufbrechen aus Beschulung zu tun hat. Für Jung UND Alt. Meine Kernkompetenz: Entwicklung ganzheitlich begleiten, moderieren, inspirieren.

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