
Verständlich reden sollen wir. So reden, dass wir verstanden werden, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, verstanden zu werden. Verstehbar sein: alles eine Frage der Formulierung. Nur was augenblicklich verstanden werden kann, ist gute Rede. Komplexes muss so formuliert werden, dass es umgehend verständlich ist.
Die Qualität des Gesagten wird festgemacht an der Qualität der Artikulation. Über letztere bestimmen die Interpretierenden. Immer schon.
Woher die Forderung, alles müsse einfach klingen, vertraut, verständlich?
Es gibt mindestens einen Unterschied zwischen dem Bedürfnis nach Klarheit und der Qualität dessen, was klar sein soll. Der Hunger ist nicht die Speise.
Sobald mehr als einer im Spiel ist, ist es komplex. Das Sprechen, das Artikulieren, das Verstehen. Das Spiel. Und es ist auch erst dann ein Spiel, wenn mehr als einer im Feld ist.
Spieler wollen einander nicht verstehen, sie wollen miteinander spielen.
Auch Verstehen ist ein Spiel. Nach Regeln, die nur durch Spielen verstanden werden. Können.
Aber woher wissen wir, dass wir (einander) verstanden haben? Woher weiß ich, dass mein Gegenüber verstanden hat? Was genau: verstanden hat? Also „etwas“?
Liegt das an der Einfachheit der Formulierung?
Viele Menschen, mit denen ich im Leben unterwegs war, haben kapituliert. Was sie im Innersten beschäftigt, bedrückt und beglückt, was sie umtreibt und voran, in Sprache zu bringen. In eine der Begriffe, der Bilder, der Formen. Keine Chance.
Sie haben kapituliert vor dem Artikulieren und seinem Geschäft. „Ich kann das nicht.“
Und: „Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit; ich bin kein Staatsbürger, ich bin Müll; ich bin kein Subjekt, ich bin eine begehrende Maschine; ich habe keine Mitmenschen, ich bin ein Meteor.“
So entsteht das Spiel vom Metadiskurs, in dem wir uns beständig darauf hinweisen, dass das Wesentliche unausgesprochen bleibt. Bleiben muss. So entsteht Metaphysik. Und nach ihr der entleerte Konsum.
Wovon man nicht sprechen kann, soll man schweigen.
Lass uns ein Spiel spielen.

Die rechte Meute in Deutschland ist auf Parolen aus. Sie will bestimmte Sätze hören. Immer wieder. Sie will diesen Sätzen zustimmen, wie sie anderen Sätzen widersprechen will, sie regelrecht verteufeln.
Sie feiern schwarze Messen. Gültig wird Gesagtes nicht durch seine Verstehbarkeit, sondern durch den Mund, der es spricht. Und durch die Formel. Hokus Pokus.
Immer ist der Mund entscheidend, aus dem die Sätze kommen. Was von der Presse kommt, ist gelogen. Kann nur gelogen sein. Egal, was sie sagt. Oder die Kanzlerin, der Bundespräsident. Irgendjemand anderer Gemäßigter.
Ein gemäßigter Mund lügt, egal was er spricht. Ihm wird aberkannt, Mitspieler zu sein.
Du Neger.
„Höre auf das, was dein Gegenüber sagt“, sagt der Meister zu seinem Schüler. Der Schüler kommt zurück und berichtet, dies habe er getan. Was solle er nun tun, fragt er. „Höre auf das, was dein Gegenüber nicht sagt.“
Ich mag mir den Glauben nicht nehmen lassen, dass ich verstehe, was mir vertraute Menschen zu mir sagen. Zumindest befinden wir uns im Gespräch in einer (stillschweigenden) Übereinkunft, dass dem so ist. Und wenn ich mich verstanden fühle, dann kommt mir auch nicht der Gedanke, dass mir etwas fehlt. So etwas wie „das Wesentliche“. Vielleicht schriebe ich Gedichte, würde es mir fehlen.
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fang sofort damit an.
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